Aufruf zu einem dreijährigen
gemeinsamen
WEG DER HOFFNUNG
Initiative für eine Erneuerung von
Kirche und
Gesellschaft
Rede
von Mag. Fery Berger, Kunsthaus Weiz 12. April 2008
„Wir
leben in einer Zeit, wo es einfach notwendig ist, im Mut zum Neuen
und Unerprobten bis zur äußersten Grenze zu
gehen… Haben wir in dieser Zeit den
harten Mut, uns zu sagen: Löscht den Geist nicht
aus!“
Das
ist ein Zitat aus einem
berühmten Vortrag des großen Theologen Karl Rahner,
den er 1962, kurz vor dem
2. Vatikanischen Konzil, in Salzburg
gehalten hat. Heute – gut 50 Jahre danach – zeigt
sich die prophetische
Dimension seiner Rede: „Löscht den Geist nicht
aus“.
Ja, löschen wir den
Geist nicht aus!
Nach
einer Aufbruchsstimmung
während und nach dem Konzil, trat in den letzten Jahrzehnten
in unserer Kirche
eine große Ernüchterung ein. In der gesamten
westlichen Kirche vermehrten sich
die Zeichen für eine epochale Krise. Eine Vielzahl von
statistischen Zahlen belegt
diese Entwicklung. Viel bedenklicher als die Zahlen sind aber die sich
ausbreitende Frustration und Resignation unter vielen KatholikInnen -
besonders
auch unter vielen MitarbeiterInnen – in unserer Kirche.
Vielerorts herrscht
Müdigkeit und Routine. Meist wird mehr verwaltet, als
gestaltet.
Löschen wir den Geist
nicht aus!
Wo sind heute die Aufbrüche in
unserer Kirche? Wo sind die lebendigen und attraktiven Gemeinschaften,
die Menschen
anziehen? Wo wird Kirche als eine Oase der Beheimatung und Heilung
erlebt? Wo
ist die Begeisterung, die ansteckend wirkt?
Wo wird eine Sprache
gesprochen, die Jugendliche heute verstehen? Wo stehen wir heute mit
unserer Ökumene?
Wie leidenschaftlich suchen wir den Skandal
der Trennung zwischen unseren Kirchen zu beseitigen? Wo sind heute die
großen theologischen
Entwürfe, wo der zukunftsweisende Dialog mit den modernen
Wissenschaften, wo die
befruchtende und spannende Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst?
Wo sind
die Amtsträger, die mutig vorangehen? Fehlt uns heute nicht
viel zu oft der Mut
zum Neuen, der Mut zum Wagnis?
Löschen wir den Geist nicht aus!
In
unserer Zeit erleben wir die
schnellste Revolution, die es bis jetzt in der Menschheitsgeschichte
gab. Es
ist dies die chancenreiche Entwicklung hin zur Globalität.
Dieser Prozess
befindet sich momentan in einer kritischen Situation.
Wird das Zusammenwachsen in Frieden
möglich sein, oder verstärken sich die
großen Gefährdungen für die Welt, wie
die nukleare Aufrüstung, das Nord-Südgefälle,
die Klimaerwärmung oder die Auswüchse des
neoliberalen Finanzkapitalismus?
Die
westlichen Gesellschaften leiden an einem überspitzten
egoistisch-konsumistischen Materialismus, einem allgemeinen Werteverlust und an
Demokratiemüdigkeit.
Löschen wir den Geist nicht aus!
Wer in
den letzten Monaten seinen
Blick auf die gesellschaftliche Situation
unseres Landes gerichtet hat, der musste eine die Demokratie ad
absurdum
führende Politik,
Stillstand
und ein Raunzen auf hohem Niveau fest
stellen. Von Aufbruch und Erneuerung ist weit und breit nichts zu
sehen. Wo
sind die österreichischen PolitikerInnen,
die uns WählerInnen nicht mit vordergründigem und
lächerlichem Buhlen um unsere Stimmen
für dumm verkaufen? Wo sind
die Manager, die es mit ihrem Gerechtigkeitssinn nicht vereinbaren
können, dass
sie in Österreich durchschnittlich 41 Mal so viel verdienen
wie die Arbeiter
und Angestellten in ihren Betrieben? Wo sind die Wissenschafter, die in
ihren
faszinierenden Neuentdeckungen auch verantwortungsvoll die Folgen ihres
Tuns
mit bedenken? Wo sind wir als Gesellschaft gelandet, dass wir Menschen
mit
Behinderung als ein vermeidbares Übel und als Schaden
betrachten?
Wo sind weltweit die PolitikerInnen
mit Visionen, die sich der globalen Krise wirklich bewusst sind und
ernsthaft
nach neuen Wegen suchen? Wo sind die großen internationalen
Institutionen, die
nicht durch Lobbying und Bürokratie blockiert sind? Wo sind
die Propheten,
die ohne Angst den moralischen Morast und
die ungerechten, globalen Strukturen
anprangern? Wo sind die solidarischen Basisinitiativen, die sich
pionierhaft
für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Ja, löschen wir den
Geist nicht aus!
Vieles von dem vorhin Geforderten
in Kirche und Gesellschaft gibt es schon, aber es ist viel zu schwach,
es
entwickelt keine gemeinsame Kraft. Die Situation
unserer Welt ist heute aber sicher so, dass unsere Kirche ein viel
sichtbareres
Zeichen für den Frieden und ein viel kräftigeres
Werkzeug für die Lösung der
großen sozialen und globalen Probleme
sein müsste. Sie
ist sicher so, dass
es eine breite gesellschaftliche Bewegung bräuchte, um den
Herausforderungen
gewachsen zu sein. Wäre es nicht höchste Zeit, einen
tief greifenden Prozess
der Erneuerung unserer Kirche und unserer
Gesellschaft von der Basis aus zu beginnen?
Bitte verstehen Sie
das Gesagte nicht als hochmütige Provokation
eines, der es weiss. Verstehen Sie
es nicht so, als würden wir in Weiz all das Geforderte
schon verwirklichen. Hören Sie
es
aus dem Mund eines, der in Demut nach Wegen sucht, wie es gehen
könnte.
Ich darf Ihnen
heute etwas Neues
ankündigen:
Wir
werden einen dreijährigen
gemeinsamen WEG DER HOFFNUNG gehen, von 2009 bis 2012, dem 50.
Gedenkjahr an
das 2. Vatikanische Konzil. Es wird dies ein Weg der Erneuerung von
Kirche und
Gesellschaft sein. Wir laden
Sie
alle herzlich ein:
Gehen Sie
mit uns diesen dreijährigen, gemeinsamen WEG DER HOFFNUNG!
Was meinen wir konkret damit?
Dieser WEG DER HOFFNUNG soll
etwas Neuartiges sein. Wir glauben, dass der Geist des Konzils heute
„aufgefrischt“
gehört. Es ist notwendig, das Konzil in die konkrete Situation
unseres Landes hinein umzusetzen. Die inhaltliche Erneuerung unserer
Kirche muss
Hand in Hand gehen mit der Erneuerung unserer Gesellschaft. Der Weg
dazu wird
kreativ sein, innovative Ideen und Initiativen und der Mut zum Wagnis
werden
diesen Weg bestimmen.
Gehen wir
diesen dreijährigen, gemeinsamen WEG
DER HOFFNUNG!
Die Pfingstvision
ist eine Weggemeinschaft. Wir sind Menschen, die versuchen heute als
ChristInnen zu leben. Uns eint die Vision eines Neuen Pfingsten.
Als Pfingstvision
sind wir weder ein Verein, noch verstehen wir uns als Gruppierung oder
Movimento in der Kirche. Wenn Sie
also diesen Weg mitgehen werden, dann schließen Sie
sich nicht Weiz an, sondern Sie
schließen sich der Vision eines Neuen Pfingsten
an; dieser Vision von Johannes XXIII, die uns Franz Kardinal
König mit auf den
Weg gegeben hat. Unsere Einladung zu diesem WEG DER HOFFNUNG
beschränkt sich
nicht nur auf die Steiermark,
auch
nicht nur auf uns KatholikInnen; sie richtet sich an alle Menschen
guten
Willens. Besonders richtet sie sich an Menschen, die spirituell suchen,
und an
Menschen, die sich der großen sozialen und globalen
gesellschaftlichen
Herausforderungen unserer Zeit bewusst sind. Ziel des Weges ist das
gemeinsame
Tun.
Gehen wir diesen dreijährigen, gemeinsamen WEG
DER HOFFNUNG!
t Von heute an bis Ende dieses
Jahres kann
man sich als TeilnehmerIn anmelden. Nach dieser Veranstaltung liegen
Listen auf,
in die Sie
sich eintragen können.
Ab
morgen können Sie
sich aufunserer Homepage www.pfingstvision.at
dazu anmelden. Im
Herbst bildet sich ein Leitungsteam, das dann diesen Weg konkret
vorbereiten
und leiten wird. Die Zusammensetzung des Teams hängt davon ab,
welche Menschen
sich anmelden und von wo sie kommen.
t Als
äußerer Rahmen für den Weg sind
vier Treffen von 2009 bis 2012 vorgesehen. Als Termin der Treffen wird
bewusst
immer der 11. Oktober festgelegt, dem Tag des Beginns des letzten
Konzils. Das
Treffen im Jahr 2012 soll Höhepunkt und Abschluss sein.
Internationale
TeilnehmerInnen können sich auch per Webcast am Treffen
beteiligen.
t Das erste Treffen findet vom 9. - 11.
Oktober 2009 statt. Das Motto lautet „Löschen wir
den Geist nicht aus“. Spiritualität
steht im Mittelpunkt. Es soll vor allem um die spirituelle Erneuerung
in Kirche und Gesellschaft gehen. Welche
Möglichkeiten des Dialoges unter spirituell suchenden Menschen
von heute gibt
es?
Wie kann man heute von Gott reden? Als Grundlage und Vorbereitung
für das
Treffen wird die Rede von Karl Rahner verwendet. Ziel dieses Treffens
ist
Vernetzung, Visionsentwicklung und konkrete Umsetzung.
t Während des Jahres wird per
Internet
und E-mail ein reger Kontakt unter den TeilnehmerInnen gehalten und
Austausch
gepflegt. Die TeilnehmerInnen sollten nach dem Treffen zu
Kristallisationspunkten für den Prozess
werden. Ihre Namen sind allgemein bekannt. Menschen können
sich während des
Jahres an sie wenden, Ideen und Vorschläge einbringen und sich
Anregungen holen
für die konkrete Umsetzung.
t Das
zweite und dritte Treffen findet jeweils im Oktober 2010 und 2011
statt. Der
Inhalt des zweiten Treffens ist „Solidarität“.
Welche großen solidarischen Herausforderungen gilt es heute
zu bewältigen;
regional, national und global?
Welche politischen Initiativen und
basispolitischen Erfahrungen gibt es?
Wie können sie gebündelt werden?
t Der
gemeinsame Weg mündet 2012, zum 50. Gedenkjahr an das letzte
Konzil, in
einem großen
Treffen rund um den 11.
Oktober. Die Themen für das dritte und vierte Treffen
entstehen im Laufe des Prozesses.
t Dieser WEG DER HOFFNUNG richtet sich
nicht gegen jemanden, weder in der Kirche, noch in der Gesellschaft.
Wir machen
uns auf den Weg zu einem Neuen Pfingsten.
Das heißt: Dort, wo der Geist eine Chance bekommt,
– für Gläubige ist es der
Geist Gottes - dort
entsteht das Neue Pfingsten.
Dort, wo Menschen mit den verschiedensten Sprachen
einander verstehen, dort entsteht
das Neue Pfingsten.
Der WEG DER
HOFFNUNG ist ein globales Friedensprojekt.
t Die Idee zu diesem Weg stammt
nicht von uns, sondern vom bekannten Jesuiten P.
Henri Boulad. Der ehemalige Caritasdirektor von Nordafrika, Mystiker
und Autor
zahlreicher Bücher hat vor kurzem in Graz folgende Vision
formuliert „ Meine
Vision
ist, dass die gesamte Kirche in eine dreijährige synodale Periode
eintritt…“. Synodal
bedeutet „gemeinsamer Weg“. Wir versuchen diese
Vision jetzt konkret von der Basis aus umzusetzen. Zwei Begriffe sind
unser Motto „Hoffnung und Erneuerung“.
t Wir wollen diesen
dreijährigen
gemeinsamen Weg der Hoffnung im Vertrauen auf die Führung
durch den Heiligen
Geist begehen. Das heißt: dieser Weg muss
offen sein für Überraschungen
und Unvorhersehbares. Offenheit ist eines seiner wichtigsten Kriterien.
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