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SOLIDARITÄT, SPIRITUALITÄT
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Es ist  höchste  Zeit
Einladung zum Weg der Hoffnung

Fery Berger, Pfingstsonntag, 31.5.2009

Im Namen der Weizer Pfingstvision möchte ich einladen, sich dem Weg der Hoffnung anzuschließen. Die Weizer Pfingstvision ist eine spirituell – solidarische Basisbewegung, die zu Pfingsten 1989 in Weiz gegründet wurde. In den letzten 20 Jahren haben wir verschiedene spirituelle und solidarische Initiativen gesetzt, so z. B. die Solidarregion Weiz, eine regional- global- zivilgesellschaftliche Basisinitiative in der Oststeiermark, die sich zunehmend zu einer Bewegung entwickelt. Jetzt starten wir eine neue Initiative, den Weg der Hoffnung. Es ist dies eine spirituelle Initiative für einen Wandel unserer Gesellschaft, ein ökumenisch - interreligiöses Projekt angesichts der globalen Krise.

Wir glauben, dass die jetzige Finanz- und Wirtschaftskrise viel tiefgreifender ist, als man uns vielfach glauben machen möchte; Banker und Manager aus Eigeninteresse, PolitikerInnen aus Staatsräson. Wir dürfen die Lösung der Krise nicht nur den politischen und wirtschaftlichen Eliten überlassen. Jeder von uns ist davon betroffen, deshalb kann und muss auch jeder etwas dagegen tun. Besonders gefährlich ist die jetzige Situation deshalb, weil wir uns zugleich mit der  Finanz- und Wirtschaftskrise auch in einer sozialen, ökologischen und geistig-spirituellen Krise befinden.
Wenn in diesem Jahr wegen der Wirtschaftskrise 400.000 Kinder mehr verhungern und es in Österreich bald 100.000 Arbeitslose mehr geben wird, dann ist das sozialer Sprengstoff. Wenn wir in den nächsten 8 Jahren die Klimaerwärmung nicht in den Griff bekommen, dann droht uns und unseren Kindern eine Katastrophe.
Wenn wir das geistig - spirituelle Vakuum, das bei uns im Westen herrscht, nicht füllen können, dann kann die Wurzel der Probleme nicht geheilt werden.

Es ist höchste Zeit, dass sich in unserem Land spirituell lebende Menschen zusammenschließen, um ihr Potential für die Lösung dieser Krise einzubringen; Menschen aller Konfessionen und Religionen und Menschen ohne Religionszugehörigkeit.

Was heißt „spirituell“?
Spiritualität als “Leben im Geist“, ist das Herz jeder Religion.
Sie ist eine unerschöpfliche Energiequelle.
Spiritualität ist eine Sinnquelle, die sich nicht nur im Materiellen erschöpft.

Spiritualität befreit vom Stress in dieser kurzen Zeitspanne des irdischen Lebens, alles Glück der Welt anhäufen zu müssen.
Spiritualität kann befreien von der Gier und der daraus entstehenden Furcht, das Angehäufte mit Gewalt verteidigen zu müssen.
Sie schafft Hoffnung und ermöglicht solidarisches Handeln.

Es ist höchste Zeit, dass alle Religionen zusammenwirken. Entweder sie helfen zusammen bei der Lösung der globalen Krise, oder sie selbst werden zu derem größten Problem.

Es ist höchste Zeit, dass der Verunsicherung und Angst so vieler Menschen begründete Hoffnung entgegengesetzt wird.

Mit Barrack Obama meine ich, dass Hoffnung „nichts mit blindem Optimismus zu tun hat. Es hat nichts zu tun damit, die Augen zu verschließen vor dem gewaltigen Ausmaß der Aufgabe, die vor uns liegt, oder der Hürde, die uns den Weg versperrt.“

Optimismus ist nicht gleich zu setzen mit Hoffnung. Optimismus hat eine stark rationale Seite. Ich wäge ab und mache mir auf Grund dessen ein positives Bild von der Zukunft. Hoffnung hat eine spirituelle Seite. Sie ist die Gestalt des Glaubens in der Zukunft. Je mehr ich versuche die Hintergründe der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen, desto pessimistischer bin. Je mehr ich erlebe, was an der Basis möglich ist und wie viel spirituelles Potential es gibt, desto hoffnungsvoller bin ich.

Es gibt Auswege aus der Krise: “Spiritualität“ und „Solidarität“. Es sind dies die zwei großen Hoffnungsworte für unsere Zeit.

Im Weg der Hoffnung möchten wir das spirituelle Potential in unserem Land bündeln. Seit eineinhalb Jahren arbeiten wir an dessen Vorbereitung. Es wird dies ein drei jähriger Weg sein, der bis 2012 dauert. An jedem zweiten Wochenende im Oktober wird es in den nächsten Jahren gemeinsame Treffen in Weiz geben. Das erste findet heuer vom 9 – 11. Oktober statt. Während des Jahres wird es eine starke Vernetzung per Internet geben. Für die Vorbereitung des Weges der Hoffnung haben wir ein Koordinierungsteam gebildet. In ihm arbeiten Buddhisten, Muslime, ChristenInnen verschiedener Konfessionen und Menschen ohne Religionszugehörigkeit zusammen. Es wird 20 sogenannte DialogAktionsforen, eine Gebetsgemeinschaft und 5 künstlerische Projekte geben. Ziel ist es, Erneuerungsimpulse für  unsere Gesellschaft zu setzen und sich konkret für die Lösung der globalen Krise zu engagieren. 40 bekannte Persönlichkeiten aus ganz Österreich werden als ExpertInnen – so genannte WegbegleiterInnen - die einzelnen Foren begleiten. Bis zum 1. Juli kann man sich zum Weg der Hoffnung unter www.wayofhope.info anmelden.

Wir möchten alle ÖsterreicherInnen und Österreicher - besonders alle, die versuchen spirituell zu leben - herzlich einladen, sich dem Weg der Hoffnung anzuschließen.


Peter Sloterdijk schreibt in seinem jüngst erschienenen Buch „Du musst dein Leben ändern“:

„Die einzige Tatsache von universaler ethischer Bedeutung in der aktuellen Welt ist die diffus allgegenwärtig wachsende Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann…Die einzige Autorität, die heute sagen darf: „ Du musst dein Leben ändern!“, ist die globale Krise, von der seit einer Weile jeder wahrnimmt, dass sie begonnen hat, ihre Apostel auszusenden.“

Ja, wir müssen uns ändern. Es ist höchste Zeit.















 
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